Nordisch by Nature...

Heute setzten wir bei strahlendem Sonnenschein mit der Fähre über nach Nesvik und wollten mit dem Womo bis nach Roldal nahe des Hardangerfjords, um dann am nächsten Tag eine gute Ausgangsposition für eine Wanderung zum Trolltunga zu haben. Dies ist ein Felsvorsprung, der aussieht wie eine Zunge und deswegen nach den hiesigen Fabelwesen Trollzunge genannt wird. Auf dem Weg dahin entschieden wir uns für den Weg links um den Fjord, da er noch ein paar Sehenswürdigkeiten mehr aufwies. Unter anderem einen weiteren Wasserfall mit einer Fallhöhe von 180 m (Svandalfossen) und Gletschertöpfe in denen man baden kann. Dieses Vergnügen sollte uns verwehrt bleiben, denn es gab mal wieder eine „Wintersperre“! Warum stellt man das Sperrschild nicht schon an der Weggabelung auf, fragten wir uns. Wahrscheinlich um nicht alle Touristen von Sauda abzulenken, das im Winter ein beliebtes Ziel ist. In der Touristeninfo haben wir einen Eindruck vom norwegischen Winter bekommen können und den Langlaufrundtouren (von leicht bis schwer), die man absolvieren kann. Vorgemerkt in der Reise-WunschlisteJ! Nachdem Mario an der V&E Station in Sirdal ein unfreiwilliges Bad aufgrund eines abplatzenden Wasserschlauchanschlusses genommen hatte, haben wir uns unserem Schicksal ergeben und haben den Weg zurück auf uns genommen, um an der anderen Seite des Fjords entlang nach Roldal zu kommen. Hier besichtigten wir die im Ort liegende Stabkirche. Umgehauen hat uns beim Eintritt der Duft nach Teer. Wie wir später erfuhren werden die Stabkirchen von alters her mit Teer ca. alle 8 Jahre eingepinselt, um das Holz gegen die Witterung zu schützen.

 

Bei herrlichstem Sonnenschein fuhren wir auf den Parkplatz vor der Liftstation des örtlichen Skigebietes. Der Betrieb war bereits eingestellt, aber alle Pisten besaßen noch eine durchgängige Schneedecke. Das schreit doch danach noch einmal die Ski auszupacken und den Blick über den Fjord schweifen zu lassen… Wären wir mal lieber noch am Abend los gegangen! Denn in der Nacht setzte Dauerregen ein, der auch am Tag noch anhielt. Schade! Dieses Wetter mit einem täglichen Wechsel aus strahlendem Sonnenschein und Dauerregen hat uns gelehrt, in diesem Land darf man keine Pläne machen, wenn es passt dann musst du sofort los! Auch hielt uns der Dauerregen von einer Wanderung zur Trolltunga ab. Es wurde Zeit für einen Ausweichplan! Der Blick ins Wetterradar wies uns die Reiserichtung: Bergen. Natürlich ging auch das nicht reibungslos. Es gab erneut  eine noch nicht aufgehobene Wintersperre, was mal wieder die Benutzung einer Fähre zur Folge hatte. Auf dem Weg dahin haben wieder an einem touristisch ausgewiesenen Wasserfall angehalten. Nur ehrlich gesagt sind im Frühjahr, die durch die Schneeschmelze natürlicherweise entstehenden Wasserfälle oftmals höher und dadurch deutlich imposanter. Angekommen in Bergen fanden wir ein hübsches Plätzchen neben einer Schule. In der Nacht war Party angesagt, denn die Jugend nutzte die Gelegenheit, dass am nächsten Tag schulfrei wegen des Nationalfeiertages war. Gefangen im Zwiespalt einfach mit zu feiern oder mit Ohrstöpsel  schlafen zu gehen, entschieden wir uns für letzteres, denn wir hatten leider kein „Öl“ mehr beizusteuern. Und jeder der hinging trug einen Beutel mit, wie wir vermuteten mehr oder weniger Hochprozentigem, bei sich. Das war wohl die Eintrittsbedingung! Am nächsten Tag fuhren wir dafür ausgeschlafen mit den Rädern über die Hügel und Brücken der Stadt, um den mitzufeiern. Die Norweger hatten sich zu ihrem Feiertag fein herausgeputzt: die Männer im Anzug und die Frauen in Tracht.

 

Im Hafengelände von Bergen gab es eine riesige Partymeile und in den Gassen der Altstadt gab es Livemusik, DJ`s  und schöne Bars zu entdecken. Mario hätte sich gern zu einem Bierchen hinreißen  lassen, doch 102 NKR (ca. 11 € für den halbe Liter) waren ihm doch echt zu viel. Zumal, für Mario´s Geschmack, die Biere eher einen Sommerbiercharakter haben und mit max. 3,5 % vol. recht dünn schmecken. Da stellt sich die Frage, was trinkt der Norweger zu solchen Volksfesten. Ein Blick auf die Tische verrät: Kaffee!! Wir liesen uns noch etwas durch die Altstadt von Bergen treiben, das als ehemals nördlichstes Kontor der Hanseaten, einer typischen hanseatischen Stadt ähnelt. Nur eben aus Holz und nur wenige Häuser aus dem uns bekannten klassischen Backstein. Zwischen und hinter den alten Hansehäusern verbergen sich schmale Gassen. Die windschiefen Häuserwänden mit Handwerksgeschäften, Cafés und Gaststätten im Erdgeschoß und Balkonen im ersten Obergeschoss sind sogar noch tragenfähig, wie wir fußwärts überprüft haben.

 

Tags darauf ging es weiter zum Sognefjord. Auch dieser besitzt ein paar Seitenarme. Unter anderem den Naroyfjord, der schmalste in Fjordnorwegen. Eingerahmt von bis zu 1400 m hohen mit Grün bewachsenen Felswänden. Wir konnten uns davon leider nicht beeindrucken lassen, denn es gab mal wieder Sicht gleich Null. Und sogar Farbbilder sahen an diesem Tag aus wie schwarz-weiß-Fotografien.

 

Nach der Durchfahrt des weltlängsten Straßentunnels (24,5 km) erhaschten wir kurz vor Ende der Besuchszeit noch einen Blick vom Inneren der Stabkirche in Burgund. Die Kombination aus kulinarischem Tiefgang (Dosenfutter, Pappbrot, wenig Obst und Gemüse) sowie Schlechtwetter schlug so langsam auf´s Gemüt durch. Unser Quartier schlugen wir in Laerdal auf, denn wir waren von dem kurzen Anblick so fasziniert, dass wir am nächsten Tag nochmal an die Stabkirche wollten und uns diese sowie das Museum in Ruhe ansehen wollten. Warum wir nicht gleich vor Ort geblieben sind? Weil mittlerweile auch im Land des „Jedermannsretten/ Jedermannsrecht“ Verbotsschilder an schönen bzw. touristisch attraktiven Plätzen aufgestellt sind.  Natürlich war der nächste Tag ein Sonnentag! Wir genossen die wärmenden Strahlen und schlenderten durch den Ort.

 

Um dann nochmal zur Stabkirche in Burgund (1180) zu fahren, die zu den ältesten und schönsten gehört. Von den einstmals mind. 1000, sind nur noch 30 übrig, von denen 28 auf norwegischen Gebiet stehen. Das unbarmherzige Wetter hat den Holzkonstruktionen zugesetzt. Und die Pest um 1350 die Bautätigkeiten jäh beendet. Die wenigen, die noch stehen, gehören teilweise zum  Weltkulturerbe und dies in unseren Augen zu Recht. Die ältesten enthalten Symbolik des heidnischen Glaubens (z.B. Drachen), denn ihre Bauzeit fällt in die Epoche der Christianisierung Skandinaviens. Unter dem Fußboden der Kirche wurden zu Anfang die Toten begraben, bis der Gestank zu stark wurde und man dieses Ritual einstellte. Beeindruckt hat uns, dass Tot-/ Fehlgeburten nicht in geweihter Erde bestattet werden durften. Aus Angst vor der Hölle haben die Eltern dieser Kinder, diese heimlich in hölzernen Schachteln unter den Kirchenboden geschoben. Während der Restaurationsarbeiten wurden sie dann gefunden. Steht man im Inneren der Stabkirche und blickt nach oben, sieht es aus als würde man unter einem umgedrehten Wikingerschiff stehen. Auch die kleinen Bullaugen sind erhalten, die den Kirchenraum mit etwas Licht erhellen.

 

Weiter ging es in Richtung Lillehammer, denn wir hatten genug vom ewigen Wetterwechsel, Dosenfutter und Straßensperren. Unser Nachtlager schlugen wir auf dem Filefjell auf, was seit jeher die Ost-West-Verbindung in Norwegen ist. Dunkel wir es hier auch nicht mehr. Um Sieben abends steht die Sonne so hoch wie nachmittags halb vier und um Zwölf kann man problemlos noch lesen und morgens viertel fünf ist  es schon wieder hell wie früh um sieben.

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Katrin R. (Donnerstag, 01 Juni 2017 21:01)

    Liebe Susi,
    wir haben heute Mittag über dich und eure tollen Erlebnisse gesprochen. Wir finden es echt toll. Leider haben wir beschlossen dir mitzuteilen, daß wir etwas anderes noch besser finden. Ich verrate dir auch was. Heute ist der 1. Juni. Dies bedeutet, wir müssen dich nur noch 29 Tage entbehren und jeden Tag wird es weniger. Juhu!! Wir zählen die Tage, um dich wieder in unserer Mitte begrüßen zu dürfen.
    Euch noch viele tolle Erlebnisse. Bleibt gesund und bis ganz bald.
    Natürlich viele Grüße von Gabi, Marion und Bea....denn dies war die Plauderunde!

  • #2

    Susi&Mario (Freitag, 02 Juni 2017 15:29)

    Hui, kurz habt ihr mich mal erschreckt bei dem Satz: müssen wir leider mitteilen...
    Ja, es ist kaum zu glauben, aber es ist nur noch eine Urlaubslänge entfernt und dann gehts weiter mit dem Abenteuer "Alltag"�. Bis bald und liebe Grüße an alle aus der "Plauderrunde" und alle anderen Kollege/-innen